Automobilimporteure: Ökobilanzforderungen realitätsfern

Wien (OTS) „Wir begrüßen grundsätzlich den Ansatz, bei der Debatte rund um die Effizienz von Antriebssystemen auch die Gesamtökobilanz bei der Bewertung heranzuziehen. Eine konkrete Angabe für jedes einzelne Fahrzeug ist jedoch völlig realitätsfern. Denn hier ist die Thematik dieselbe wie bei den offiziellen Verbrauchsangaben: Auch Gesamtökobilanzangaben könnten, wenn überhaupt nur einen statistischen Mittelwert unter bestimmten Parametern darstellen“, so Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure in Reaktion auf die heute, Freitag, stattgefundene Diskussion in der Arbeiterkammer.

Unzählige Faktoren spielen bei der Ökobilanz eine wesentliche Rolle. In der Produktionsphase bspw. würde sich die Fahrzeugherstellung derzeit klar in Richtung bilanziell CO2-neutrale Produktion entwickeln. Laufende Verbesserungen seien hier zu erwarten. In der Nutzungsphase hänge die Bilanz wiederum ganz stark vom Fahrverhalten des einzelnen Fahrers ab. Zudem spiele die Art und Weise der Kraftstoffbetankung eine Rolle, da es einen großen Unterschied macht, ob und welcher Anteil an biogenem Kraftstoff beigemengt wurde und bei E-Autos insbesondere auch woher der Strom kommt, welcher am Ende dann getankt wird. „Hier eine seriöse Angabe zur Gesamtökobilanz zu fordern, ist schlicht realitätsfremd“, kritisiert Kerle.

Realitätsnahe Verbrauchsangaben bereits heute

Bereits heute gibt es einen klaren rechtlichen Rahmen, welcher von der EU – „Car Labelling Directive“ bis zum Pkw-Verbraucherinformationsgesetz (Pkw-VIG) reicht und sicherstellen soll, dass den Kunden transparente, sachdienliche und einheitliche Informationen über den Verbrauch sowie die CO2-Emissionen eines Pkw zur Verfügung stehen. In der Umsetzung beinhaltet dies beispielsweise das verpflichtende Hinweisblatt am Fahrzeug im Schauraum, welches markenübergreifend einheitlich gestaltet ist und alle relevanten Informationen diesbezüglich enthält. Des Weiteren wurde die Seite www.autoverbrauch.at erstellt, mithilfe welcher man sich auch online schnell und einfach über die Verbrauchsangaben informieren sowie einzelne Modelle vergleichen kann.

Real- vs. Normverbrauchs-Debatte entbehrlich

„Dass die Verbrauchswerte im Straßenverkehr jedoch nicht eins zu eins dem angegebenen Normverbrauch entsprechen, liegt in der Natur der Sache. Denn kein Labortest kann ausnahmslos den realen Verbrauch auf der Straße widerspiegeln. Die Normangaben sollten in erster Linie der Vergleichbarkeit unterschiedlicher Modelle dienen, damit sich der Kunde für das verbrauchs- und emissionsärmere Fahrzeug entscheiden kann. Dies ist jedenfalls gegeben, da alle Fahrzeuge unter den gleichen Voraussetzungen getestet werden“, stellt Kerle klar. Dennoch habe man sich dieser Thematik angenommen und das neue Messverfahren WLTP eingeführt, um realitätsnähere Angaben zu erzielen und die Differenz zwischen Norm- und Realverbrauch zu verringern.

Sachliche Debatte über Antriebsformen führen

„Wirklich wichtig hingegen wäre, endlich wegzukommen von dieser emotional geführten Debatte und wieder vermehrt zu einer sachlichen Diskussionsbasis zu gelangen. Im Zuge dessen müsste mehr differenziert und dahingehend sensibilisiert werden, was Rohstoffe, Recycling und Standortüberlegungen betrifft. Eine technologieoffene Forschung und Politik sind daher wesentlich, um die Mobilität und auch den Standort fit für die Zukunft zu machen. Im Gegenzug dazu sind überbordende und realitätsfremde Forderungen bzw. Gold Plating zu vermeiden“, so Kerle abschließend.